BUND Landesverband Saarland

Eigentor Homburg – Chance für Innovation vertan?

Während der letzten Wochen sind in Homburg am Zunderbaum 17 Hektar Wald gefällt worden. Zum Vergleich: Das entspricht knapp 24 Fußballfeldern! Grund ist die beabsichtigte Ansiedlung eines Logistikbetriebes auf dem Gelände „Zunderbaum."

Das Gelände ist zwar schon seit geraumer Zeit im Landesentwicklungsplan (LEP) für eine Gewerbeansiedlung vorgesehen, jedoch besteht  zwischen der Stadt Homburg und der Gemeinde Kirkel schon lange das Einvernehmen, dass es im Bereich des Zunderbaums zu keiner Neuansiedlung kommen soll. Diese Absprache wurde nun gebrochen.

Gründe die bereits im Vorfeld gegen die Ansiedlung eines Speditionsunternehmens sprachen, waren sowohl der Verkehrsaspekt als auch umweltpolitische und konzeptionelle Überlegungen. Eine verkehrliche Anbindung, wie sie ein Logistikunternehmen braucht, ist kaum möglich, ohne die einzig vorhandene Zuwegung über die B 423 zu überlasten. Eine alternative Anbindung würde über das Gelände der Nachbargemeinde Kirkel und die Notausfahrt des ohnehin verkehrstechnisch völlig überlasteten Ortsteils Altstadt oder über Kleinottweiler, das zur Stadt Bexbach gehört, führen. Die Gemeinde Kirkel, hat dies jedoch definitiv abgelehnt und diese Haltung durch einen rechtsgültigen Bebauungsplan untermauert.

Trotz dieses schon lange bekannten Sachverhalts wurde das Gelände durch das Land an die Speditionsfirma Fiege verkauft und die Genehmigung zur Ansiedlung erteilt, ohne dass die Verkehrsanbindung geklärt und offengelegt ist.
Wie die Firma Fiege in einem Interview mit der „taz" ausführte, besitzt sie selbst kaum eigene Laster und kauft den Transport extern (im Ostblock) ein.
Daher sind für Homburg und Umgebung eine geringe Wertschöpfung und kaum Arbeitsplätze zu erwarten.

Das Industrie- und Gewerbegebiet wird durch den Logistikstandort weiter entwertet und ein intakter Wald wird durch exzessiven Flächenverbrauch verramscht. Denn von der Konzeption her sollte dort ein zeitgemäßer Technologiestandort entstehen. Der frühere SPD- Landesvorsitzende Heiko Maas nahm sogar den Ausdruck „Saarländisches Silicon Valley“ in den Mund. Mit dem Verkauf des Geländes am Zunderbaum an die Firma Fiege geht also ein Verzicht auf regionale Strukturpolitik in der Biosphäre, dem Saarpfalzkreis als Wirtschaftsstandort und die Ansiedlung innovativer Firmen am Standort Homburg einher.

Zudem ist die Ansiedlung eines im großen Maßstab naturzerstörenden und Umweltgifte emittierenden Unternehmens in Zeiten des Klimawandels ein völlig falsches Signal. Es geht weniger darum, dass „die Nachhaltigkeit der Entwicklung in Abstimmungsprozessen mit den betroffenen Städten und Gemeinden fehlt'“, sondern hiermit nachhaltig und unmittelbar Umwelt und Menschen Schaden zugefügt wird.

Der BUND wirft den Verantwortlichen insbesondere der Landesentwicklungsgesellschaft und der Stadt Homburg mangelndes Weiterdenken vor. Die Nachhaltigkeit der Entwicklung in Abstimmungsprozessen mit den betroffenen Städten und Gemeinden fehlt. Die Vermarktung des Geländes über die Landesentwicklungsgesellschaft geschah auf der Grundlage Landesentwicklungsplans und der damit verbundenen Zustimmung durch die Stadt Homburg 2010 unter der Voraussetzung einer ganz anderen Ansiedlung, die zu viel geringeren Verkehrsbelastungen geführt hätte. Der Flächenverkauf selbst ging letztlich zwar über die landeseigene Vermarktungsgesellschaft vonstatten, das Eigentor schoss jedoch die Stadt Homburg: Sie wurde vom Land angefragt, ob sie der Ansiedlung von Fiege zustimmt – und der Stadtrat stimmte mehrheitlich zu.

Hier wurde erneut ein ungeeigneter Standort für eine große Investition gewählt, anstatt Alternativen frühzeitig zu prüfen und bereitzustellen, ein Fehler, der auch auf die Ansiedlung der Batteriefirma SVOLT auf dem Linsler Feld, einem Vorranggebiet für Grundwasserschutz (Wasserschutzzone III), zutrifft. Der BUND bemängelt auch die völlig unzureichenden Kompensationsmaßnahmen und fehlenden Ersatzflächen. Zudem ist eine weitere Entfremdung der Städte und Gemeinden Homburg, Bexbach und Kirkel durch den Bruch der Absprache, keine Logistikunternehmen mehr anzusiedeln und den Druck auf die Gemeinde Kirkel, die Notumfahrt Altstadt zu öffnen, zu erwarten.

Innovation braucht Perspektiven für die Zukunft, die Vernichtung von Naturflächen und das Vermehren von Umweltbelastungen sind keine Perspektive für die Zukunft!

Für die Regionalgruppe Bliesgau
Heike Sicurella
Ehrenamtskoordination

 

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