BUND Landesverband Saarland

Arten des Jahres

Nachdem erstmals 1971 ein Vogel des Jahres gewählt wurde, hat sich die Zahl der Jahreswesen enorm gesteigert. Von der Mikrobe des Jahres bis zum Baum des Jahres werden von mehreren Organisationen aus vielen Gruppen Arten des Jahres ausgewählt. Diese sollen auf die Gefährdung von Pilzen, Pflanzen, Tieren und ihrer Lebensräume aufmerksam machen.

An dieser Stelle werden einige der Erwählten vorgestellt. Wichtig ist hierbei der Bezug zum Saarland.

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Arten des Jahres 2022

Pionier, häufige Rarität, Langhals

Lurch des Jahres:

Foto: DGHT / Trapp

die Wechselkröte

Wissenschaftlicher Name: Bufotes viridis (LAURENTI)

Familie: Kröten (Bufonidae)

Verbreitung: vom Saarland, von Lothringen und dem Rheinland bis zur Ukraine, von Nordostitalien bis zum Schwarzen Meer und Griechenland

Ökologie: wärmeliebende Steppenart, in Europa Kulturfolger

Die Wechselkröte besiedelt gerne offene und sonnenexponierte Habitate der Kulturlandschaft. Sie bevorzugt locker-sandige Böden oder flach überflutete Wiesen und Äcker. Im Saarland gilt sie als Leitart der Nachfolgelandschaften der saarländischen Bergbau- bzw. Montanindustrie. Auch auf Industriebrachen ist sie als Pionierart zu finden. Als nachtaktive Art versteckt sich die Wechselkröte tagsüber unter Steinen und in der Erde.
Im Saarland werden neben offenen, (fast) fischfreien Flachwasserzonen von Teichen, Schlammweihern oder Regenwasserrückhaltebecken auch temporäre Kleingewässer wie Pfützen, Gräben etc. als Laichgewässer angenommen. Die Laichzeit liegt meist im April.

In Deutschland ist die Art nur noch stellenweise anzutreffen. Auch im Saarland sind ihre Bestände rückläufig. Die mittlerweile seltene Art gilt als gefährdet (Kategorie 3). Die saarländischen Vorkommen sind mit denen des nördlichen Lothringens verbunden.

Dr. Martin Lillig


 

Baum des Jahres:

Foto: Dr. Martin Lillig

die Rotbuche

Wissenschaftlicher Name: Fagus silvatica (Linnaeus)

Familie: Buchengewächse (Fagaceae)

Verbreitung: Europa ohne den Norden, östlich bis Polen und zu den Karpaten

Ökologie: Schattenbaumart; benötigt mäßig feuchte Böden

Die Rotbuche gilt bei vielen Waldspaziergängern als unspektakulärer „Allerweltsbaum“. Kein Wunder, denn mit einem Flächenanteil von 23 Prozent besitzt sie im Saarland den größten Anteil aller Baumarten. Zudem ist die glatte Rinde weniger interessant als eine Eichenrinde. Sie verbreitet auch nichts „Mystisches“, wie die „Deutsche“ Eiche. Aber: Die Rotbuche besitzt im Vergleich zu anderen Baumarten ein sehr kleines Verbreitungsgebiet mit Deutschland im Zentrum, weswegen wir eine besondere Verantwortung für diese Art haben.

Die Rotbuche ist die Leitbaumart natürlicher mitteleuropäischer Waldgesellschaften. Für ihr Vorkommen ist es weniger von Bedeutung, ob die Böden alkalisch, z. B. auf Kalk, oder sauer, z. B. auf Buntsandstein, sind.
Noch ist ihr Bestand nicht bedroht. Doch die langen Trockenphasen während der Vegetationszeiten in den vergangenen Jahren machen der Rotbuche sehr zu schaffen. Bei den jährlichen Waldschadenskartierungen zeigt sich eine deutliche Zunahme der Schäden.

Dr. Martin Lillig
 


 

Insekt des Jahres:

Foto: Steffen Potel

die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege

Wissenschaftlicher Name: Venustoraphidia nigricollis (ALBARDA)

Familie: ohne deutschen Namen (Raphidiidae)

Verbreitung: von Frankreich bis Griechenland, von Schleswig-Holstein bis Süditalien

Ökologie: in artenreichen Mischwäldern, Hecken, Feldgehölzen

Die Kamelhalsfliegen, die trotz des Namens weder Kamele noch Fliegen, sondern Netzflügler sind, zählen zu den wenig bekannten Insekten. Dabei sehen sie wirklich spektakulär aus. Charakteristisch ist der lange „Hals“, der eigentlich nicht der Hals, sondern das erste Brustsegment ist. Von den weltweit 200 bekannten Arten, die ausschließlich auf der nördlichen Halbkugel verbreitet sind, gibt es sechs im Saarland. Nur eine von ihnen ist immerhin mäßig häufig. Von den anderen liegen nur wenige Funde vor. Die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege wurde bislang an sechs Orten nachgewiesen: Perl, Saarhölzbach, Saarfels, Scheidt, Ensheim und Heckendalheim. Die tagaktiven Tiere besiedeln meist die Kronenbereiche der Bäume, wo sie schwer zu entdecken sind.

Die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege bevorzugt trockenwarme Standorte (das Foto zeigt ein Exemplar aus Saarfels), wo sie nach kleinen Insekten jagt. Für die ungestörte Entwicklung benötigt sie aber Winterkälte. Die erwachsenen Tiere treten vor allem von Mai bis Juli auf.

Dr. Martin Lillig
 


 


 

Arten des Jahres 2021

Haarig, verschollen und brennbar

Schmetterling des Jahres:

Foto: Tim Laußmann/BUND

der Braune Bär

Wissenschaftlicher Name: Arctia caja (Linnaeus)

Familie: ohne deutschen Namen (Erebidae)

Verbreitung: von Südwesteuropa bis Japan

Ökologie: in lichten Wäldern, Gebüschen, auf Wiesen und in naturnahen Gärten

Der Braune Bär ist im Saarland in den vergangenen Jahren deutlich seltener zu beobachten als noch vor wenigen Jahrzehnten. Auf der Roten Liste der gefährdeten Arten des Saarlandes steht er in der Kategorie 3 (gefährdet). Die Ursachen der Gefährdung können nicht genau dargelegt werden. Die Lichtverschmutzung – das blaue Licht vieler Straßenlampen (Quecksilberdampflampen) zieht die nachtaktive Art an – und die Intensivierung der Landwirtschaft stehen im Verdacht, den Rückgang bewirkt zu haben.

Die Larven der Bärenspinner, zu denen der Braune Bär zählt, sind stark behaart. Daraus erklärt sich der Name „Bär“. Die Falter des Schmetterlings des Jahres sehen recht unterschiedlich aus. Die Variabilität der Vorderflügelzeichnung und die Veränderlichkeit von Form und Anzahl der blauen Augenflecken der Hinterflügel sind für Schmetterlinge nicht alltäglich.

Die Falter nehmen während ihrer kurzen Flugzeit im Juli/August keine Nahrung auf. Raupen sind hinsichtlich ihrer Nahrungspflanzen wenig wählerisch.

Dr. Martin Lillig


 

Wasserpflanze des Jahres:

die Wasserfeder

Foto: VDST, Silke Oldorff

Wissenschaftlicher Name: Hottonia palustris Linnaeus

Familie: Primelgewächse (Primulaceae)

Verbreitung: Europa ohne das Mittelmeergebiet, selten in Nordeuropa und Kleinasien

Ökologie: in nährstoffreichen kleinen Gewässern, Tümpeln, Weihern, Teichen, Gräben und Bruchwäldern

Die Wasserfeder lebt normalerweise unterhalb der Wasserlinie. Sie kann jedoch auch ein temporäres Austrocknen eines Gewässers überdauern, indem sie einen dichten Rasen über dem feuchten Boden bildet. Die Blätter sind in solchen Phasen deutlich kleiner als in der submersen.

Auch ein Zufrieren des Gewässers ist für die Pflanze kein Problem.

Die Wasserfeder blüht im Mai und im Juni. Die Blüten ragen 20 bis 30 cm über den Wasserspiegel und werden von Insekten bestäubt. Neben der geschlechtlichen Vermehrung ist auch eine vegetative möglich.

Die Wasserfeder ist in Deutschland geschützt und darf nicht aus der Natur entnommen werden. Auf der deutschen Roten Liste steht die Art auf der Vorwarnliste. Im Saarland erloschen bereits vor 1960 die letzten natürlichen Vorkommen.

Es liegen Publikationen der Wasserfeder im Deutschmühlental (1835), in Gräben bei Überherrn und Niedaltdorf (1938) und in Altarmen und Teichen bei Wellesweiler (1955) vor. Seither ist die Art im Saarland verschollen.

Dr. Martin Lillig


 

Mikrobe des Jahres:

Methanothermobacter spp.

Foto: A. Klingl

Wissenschaftlicher Name: Methanothermobacter spp.

Familie: ohne eindeutigen deutschen Namen (Methanobacteriaceae)

Verbreitung: weltweit

Ökologie: sauerstoffarme Gewässersedimente, Mist, Gülle, Dickdarm von Wirbeltieren, in manchen Insekten, in Faulschlämmen

In der Gattung Methanothermobacter werden zahlreiche Arten vereinigt. Darunter befinden sich einige, z.B. M. thermautotrophicus und M. marburgensis, die vom Menschen zur Herstellung regenerativer Energie genutzt werden.

Die einzelligen, stäbchenförmigen, sehr ursprünglichen Wesen leben von Wasserstoff, Kohlenstoffdioxid und wenigen Spurenelementen. Sauerstoff hemmt ihren Stoffwechsel. Ideale Bedingungen finden die Methanothermobacter-Arten im Faulschlamm und im Faulturm von Kläranlagen. Aus Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff produzieren sie das Biogas Methan, das auch als klimaschädliches Gas bekannt ist. In der industriellen Produktion wird es zur Stromerzeugung genutzt. Gereinigt kann es ins Erdgasnetz eingespeist werden.

Trotz der Namensbestandteile „bacter“ oder „bacteriaceae“ gehören diese Lebewesen nicht zu den Bakterien, sondern zu den Archaeen, einer anderen Gruppe von Mikroben.

Dr. Martin Lillig


 

Lichtscheu, kurzlebig und wasserliebend

Höhlentier des Jahres:

Foto: Klaus Bogon

der Höhlen-Raubkäfer

Wissenschaftlicher Name: Quedius mesomelinus (MARSHAM)

Familie: Kurzflügelkäfer (Staphylinidae)

Verbreitung: Westeuropa bis Kamtschatka, Nordafrika; verschleppt nach Nord- und Südamerika, Grönland und Australien

Ökologie: stellt geringe Ansprüche an den Lebensraum

 

Der im Saarland recht häufige und ungefährdete Kurzflügelkäfer Quedius mesomelinus wird häufig auch in Höhlen und unterirdischen Hohlräumen angetroffen. Ansonsten lebt er in zahlreichen, unterschiedlichen Habitaten: in der Laubstreu und unter Moos, in sich zersetzenden Pflanzen, wie im Mulm hohler Bäume, unter morscher Rinde oder in unterirdischen Säugetiernestern, wo er sich von kleinen Gliedertieren, wie Insekten, Sackkieflern oder Spinnen und Pilzhyphen ernähren. In der Umgebung des Menschen wird die Art in Kellern, Ställen, Scheunen oder Lagerhallen angetroffen. Sie gilt als dunkelheitsliebend (pholeophil).

Quedius mesomelinus wurde in viele Teile der Erde verschleppt. In Amerika wurden die frühesten Exemplare in einer Latrine aus der Zeit vor 1620 in Neufundland entdeckt.

Zum Höhlentier des Jahres 2021 wurde Quedius mesomelinus vom Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher gewählt, um damit auf den noch immer großen Forschungsbedarf bei den unterirdischen Ökosystemen aufmerksam zu machen.

Dr. Martin Lillig


 

Insekt des Jahres:

die Dänische (Große) Eintagsfliege

Foto: Wolfgang Kleinsteuber

Wissenschaftlicher Name: Ephemera danica O. F. MÜLLER

Familie: ohne deutschen Namen (Ephemeridae)

Verbreitung: in fast ganz Europa

Ökologie: Larven in stehenden oder langsam fließenden Gewässern

 

Eintagsfliege? Wie – diese Fliege lebt nur einen Tag? Im Namen des Tieres finden sich gleich zwei sachliche Fehler. Sie ist keine Fliege und somit nicht verwandt mit der häufig nervenden Stubenfliege, sondern steht den Libellen nahe. Und sie lebt länger als einen Tag. Der wissenschaftliche Name der Ordnung – Ephemeroptera (vom griechischen ἐφήμερος = kurzlebig) – trifft es schon besser. Dies betrifft aber nur die Lebensspanne als erwachsenes Tier. Denn in diesem Stadium leben Eintagsfliegen tatsächlich nur wenige Tage, in denen sie keine Nahrung mehr aufnehmen. Bei den Larven, die immer im Wasser leben, kann es, je nach Art, aber bis zu drei Jahre bis zur Verwandlung zum flugfähigen Insekt dauern. Geschlechtsreif sind sie jedoch nicht gleich, sondern erst nach einer letzten Häutung etwa ein Tag, nachdem die Eintagsfliege das Wasser verlassen hat.

Der größte Vertreter der Ordnung im Saarland, die Dänische (oder Große) Eintagsfliege, entwickelt sich in sandigen Bächen und Flüssen. Die Larven leben zwei Jahre in selbst gegrabenen Gängen im sandigen Substrat. Nur die Kiemen ragen ins Wasser, um dort den Sauerstoff zur Atmung zu nutzen.

Im Saarland kommt die Dänische Eintagsfliege sehr häufig vor. Sie scheint derzeit nicht gefährdet.

Dr. Martin Lillig
 


 

Blume des Jahres:

der Große Wiesenknopf

Foto: Hermann Timman

Wissenschaftlicher Name: Sanguinea officinalis LINNAEUS

Familie: Rosengewächse (Rosaceae)

Verbreitung: von der europäischen Atlantikküste bis nach China

Ökologie: auf Feuchtbrachen, in Flutmulden und Auen

 

Der Große Wiesenknopf blüht etwa von Juni bis September auf nassen Wiesen. Der deutlich häufigere Kleine Wiesenknopf (oder Pimpinelle) besiedelt hingegen sonnige Mager- und Halbtrockenrasen.

Die Blume des Jahres 2021 steht in der Vorwarnstufe der gefährdeten Gefäßpflanzen des Saarlandes und gilt hier als selten. Ihre Vorkommen befinden sich östlich der Linie Wadern-Saarlouis.

Von besonderer Bedeutung ist der Großen Wiesenknopf für die Schmetterlinge, insbesondere für den Hellen und den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Für diese Arten ist der Große Wiesenknopf die ausschließliche Futterpflanze für die Raupen. Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist im Saarland sehr selten, der Helle, früher aus dem Königsbruch bei Homburg bekannt, ist ausgestorben.

Die Loki Schmidt Stiftung setzt sich mit der Wahl des Großen Wiesenknopfes zur Blume des Jahres 2021 für den Erhalt seines artenreichen Lebensraumes, das extensiv genutzte Grünland, ein. Diese Lebensräume gilt es, auch im Saarland zu schützen.

Dr. Martin Lillig
 


 


 

 

 

Arten des Jahres 2020

Fettspeicher, Ölkuchen und eine Generation

Reptil des Jahres:

Foto: Andreas Meyer, DGHT

die Zauneidechse

Wissenschaftlicher Name: Lacerta agilis agilis (LINNAEUS)

Familie: Echte Eidechsen (Lacertidae)

Verbreitung: Von England bis zum Baikalsee, von den Pyrenäen bis Skandinavien

Ökologie: an trockenen Stellen, wie Waldränder, Bahndämme, Heiden, Steinbrüche

 

Auf der 2020 veröffentlichten Roten Liste der gefährdeten Reptilien wurde die Einstufung von „gefährdet“ auf „stark gefährdet“ geändert. Dies war wegen starker lokaler Bestandseinbrüche in weiten Teilen des Saarlandes notwendig. Einige der Gründe für die Ausdünnung der Bestände dürften in der Zerstörung von Lebensräumen und Kleinstrukturen durch Rekultivierung von Ödland, die Wiederbewirtschaftung von Brachen und im Siedlungsbereich durch Bebauung liegen.

Im April bis Juni erfolgt die Paarung. Während des Sommers legt das Weibchen die Eier überwiegend in sandigen Boden. Ab Mitte August schlüpft die nächste Generation. Die Lebenserwartung beträgt vier bis fünf Jahre.

Über den Sommer fressen sich Zauneidechsen Reserven an, um über den Winter zu kommen. Ein wichtiger Fettspeicher ist der Schwanz. Bei Gefahr kann dieser abgeworfen werden. Er bewegt sich aber noch eine Zeitlang und lenkt so den Angreifer ab.

Dr. Martin Lillig


 

Wildbiene des Jahres:

die Auen-Schenkelbiene

Foto: V. Mauss

Wissenschaftlicher Name: Macropus europaea WARNCKE

Familie: ohne deutschen Namen (Melittidae)

Verbreitung: Europa

Ökologie: feuchte Waldränder, Niedermoore, Hochwasserdämme, Parks, Gärten

Die Weibchen legen die Eier in selbstgegrabene Nester. Wichtig sind möglichst nahe gelegene Vorkommen von Gilbweiderich. Denn während die meisten Wildbienenarten für ihre Larven Futterproviant aus Pollen und Nektar eintragen, sammelt die Auen-Schenkelbiene Pflanzenöle des Gilbweiderichs. Sie mischt die Öle mit Pollen zu einem Kuchen. Mit dem Öl wird auch die Wand des im Boden befindlichen Nestes gegen Pilzbefall imprägniert. Der Gilbweiderich zählt zu den wenigen Pflanzen, die anstatt Nektar Öle abscheiden. Das Öl wird zusammen mit Pollen an den Vorder- und Mittelbeinen transportiert. Im Gegensatz zu den Larven nimmt die Biene auch Nektar verschiedener Pflanzen, so vom Faulbaum, auf.

Die Bienen sind am Gilbweiderich etwa von Mitte Juni bis Anfang August zu beobachten. Die Männchen patrouillieren dort in Schwärmflügen und hoffen auf paarungsbereite Weibchen.

Im Saarland kommt die Auen-Schenkelbiene vor. Sie scheint aber selten zu sein.

Dr. Martin Lillig


 

Schmetterling des Jahres:

der Grüne Zipfelfalter

Foto: W. Schön

Wissenschaftlicher Name: Callophrys rubi (LINNAEUS)

Familie: Bläulinge (Lycaenidae)

Verbreitung: von Nordafrika bis Skandinavien, östlich bis Sibirien

Ökologie: in mosaikartigen Landschaften mit Offenflächen und Wald

 

Der Grüne (oder Brombeer-) Zipfelfalter ist in vielen Lebensräumen anzutreffen: an sonnigen Waldwegen, auf Lichtungen, Wiesen und Gebüschen, in Sand- und Kiesgruben. Dabei können die Biotope trocken oder auch feucht sein. Die Raupen leben an einer Vielzahl von Pflanzen. Himbeere, Brombeere, Besen- und Färberginster, Klee, Esparsette, Hartriegel und Faulbaum zählen dazu. Weniger gut bekannt sind die Nahrungspflanzen der Falter. Beobachtet wurden sie bei der Nahrungsaufnahme u.a. an Wiesenschaumkraut, Zypressenwolfsmilch, aber auch an Kiefer und Fichte.

Die Falter fliegen in einer Generation pro Jahr von Anfang April bis in den Juli.

Im Saarland liegen aus den meisten Landesteilen Fundmeldungen vor. Die Art gilt als mäßig häufig. Jedoch scheint sie vor allem im Regionalverband Saarbrücken und im Kreis Saarlouis in den vergangenen Jahrzehnten seltener geworden zu sein.

Dr. Martin Lillig
 


 


 

Mode, Fieber und Beutel

Wildtier des Jahres:

Foto: Thomas Hey

der Maulwurf

Wissenschaftlicher Name: Talpa europaea LINNAEUS

Familie: Maulwürfe (Talpidae)

Verbreitung: Westeuropa bis Westsibirien

Ökologie: unter Wiesen, Weiden, Gärten und Wäldern

 

Der Maulwurf ist in der Wahrnehmung des Menschen ein zwiespältiges Tier. Kinder lieben ihn als Held in Zdeněk Milers Kinderbüchern oder in der Sendung mit der Maus. In Gärten und auf Sportrasen wird er hingegen aus weithin bekannten Gründen eher skeptisch gesehen.

Die Ausdehnung des unterirdischen Gangsystems erreicht beim Weibchen durchschnittlich 0,2 Hektar, beim Männchen rund 0,6 Hektar mit einer maximalen Ganglänge von etwa 200 Meter. Im Laufe des Sommers suchen sie dort ihre ausschließlich tierische Nahrung, vor allem Regenwürmer, Schnecken und Insekten. Für den Winter legen sie Vorräte an, indem sie Regenwürmern in den Vorderkörper beißen und sie so bewegungsunfähig machen. In den Gängen können sich Maulwürfe sowohl vorwärts als auch rückwärts bewegen, da ihr Fell keinen Strich aufweist.

Zwischen den Weltkriegen waren Mäntel und Jacken aus Maulwurffellen en vogue. Allein 1930 wurden 20 Millionen Felle vermarktet. Doch der Maulwurf hatte Glück: Diese Pelze waren nicht besonders widerstandsfähig, womit sich die Modeerscheinung bald weitgehend erledigt hatte.

Dr. Martin Lillig
 


 

Blume des Jahres:

der Fieberklee

Foto: H. Timmann-Klein (Fieberklee4)

Wissenschaftlicher Name: Menyanthes trifoliata LINNAEUS

Familie: Fieberkleegewächse (Menyanthaceae)

Verbreitung: Nordamerika, Nordasien, Europa

Ökologie: in Feuchtgebieten, wie Bruchwälder, Moore, Feuchtwiesen

 

Die Loki-Schmidt-Stiftung ernannte den Fieberklee zur Blume des Jahres 2020. Sie ist über die Nordhalbkugel weit verbreitet, lokal aber vielfach bedroht. Im Saarland ist die hier seltene Pflanze stark gefährdet (Kategorie 2). Als Gefährdungsursachen werden die Ausbreitung von Gehölzen in Feuchtbereiche, die Eutrophierung von Gewässern, die Vernichtung von Kleinstrukturen und kleinen Sonderstandorten sowie Entwässerung von feuchten Standorten betrachtet. Die Art ist durch die Bundesartenschutzverordnung geschützt.

Der Fieberklee besiedelt alle Höhenstufen vom Flachland bis in subalpine Bereiche. Er ist sowohl in flachem Wasser als auch terrestrisch anzutreffen. Die Bestäubung erfolgt durch Wildbienen, z. B. durch Hummeln.

In der Pharmakologie gilt Fieberklee als Mittel gegen Blähungen, Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen. Gegen Fieber hilft die Pflanze hingegen nicht.

Dr. Martin Lillig
 


 

Höhlentier des Jahres:

die Mauerassel

Foto: Klaus Bogon (Oniscus_asellus_Mauerassel)

Wissenschaftlicher Name: Oniscus asellus LINNAEUS

Familie: Mauerasseln (Oniscidae)

Verbreitung: in weiten Teilen Europas ohne das Mittelmeergebiet

Ökologie: häufig in feuchten Höhlen, gelegentlich im Freiland

 

Etwa 10.000 Asselarten sind weltweit bekannt. Diese Zahl liegt etwa bei der der beschriebenen Vogelarten. In Europa sind es ca. 1.450 Arten, in Deutschland 49. Und im Saarland? Niemand weiß es. Es gibt keine zusammenfassende Literatur. Sehr vereinzelt werden Nachweise in der Fachliteratur im Rahmen von Gesamtartenlisten erwähnt, so auch von der Mauerassel, die in einer Arbeit über die Tierwelt von Zillas Felsenkeller in Nunkirchen Erwähnung findet.

Es gibt nur wenige Menschen, die sich intensiv mit diesen Krebsen beschäftigen. Zu unrecht. Denn interessant sind sie allemal. Die nachtaktive Mauerassel lebt oft gemeinschaftlich mit der bekannteren Kellerassel an feuchten Stellen, meist in Höhlen. Das Weibchen schenkt ein bis dreimal jährlich jeweils bis zu 70 Jungasseln das Leben. Ähnlich den Beuteltieren halten sie sich zunächst in einer Brusttasche auf.

Mauerasseln ernähren sich überwiegend von abgestorbenen Pflanzen und tragen so zur Humusbildung bei.

Dr. Martin Lillig

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