BUND Landesverband Saarland

Foto: BUND Saar

Einführung von Tempo 30 innerorts in allen Gemeinden

St. Ingbert, Homburg und Kirkel. Die BUND Regionalgruppe Bliesgau fordert für die Biosphäre Bliesgau die Einführung von Tempo 30 innerorts in allen Gemeinden. Zur Überprüfung der Möglichkeiten für die Umsetzung der Forderung, soll in einer Gemeinde der Biosphärenregion ein Pilotprojekt gestartet werden.

Seit der allgegenwärtigen Bedrohung durch das Coronavirus hat sich die Verkehrssituation geändert. Die öffentlichen Verkehrsmittel fahren unverändert, aber sie fahren häufig ohne Fahrgäste, sie fahren leer. Viele frühere Benutzer des ÖPNV sind, aus Angst vor einer Infektion im Bus, auf ihre privaten Fahrzeuge umgestiegen. Damit hat das Fahrzeugaufkommen zugenommen, besonders in den sog. Stoßzeiten. Ein Teil der Berufspendler (ÖPNV wie Privatfahrten) bleibt aber auch wegen der Möglichkeiten von Homeoffice zu Hause. Diese Menschen nehmen, durch die Zunahme des Verkehrs in geschlossenen Ortschaften, Straßenverkehr nun anders wahr und empfinden ihn vermehrt als Gefahrenquelle und Lärmbelästigung. Es gibt immer mehr Radfahrer. Das Fahrverhalten vieler Verkehrsteilnehmer hat sich geändert.

Die Bürger möchten eine Mobilitätswende.

Die BUND Regionalgruppe fordert:
Die Veränderung des Fahrverhaltens ist bei allen aktuellen und zukünftigen Verkehrsplanungen zu berücksichtigen.

Was spricht für Tempo 30?
1. Gefahrenverminderung für alle Verkehrsteilnehmer (Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger)
2. Lärmschutz
3. Verbesserung der ökologischen Situation
4. Verbesserung des Verkehrsflusses
5. Verbesserung des körperlichen und psychischen Wohlbefindens der An-
   wohner/Einwohner
6. Schutz von Wohngebieten

In einem Positionspapier hat sich die Regionalgruppe Bliesgau unter Führung von Dr. Michael Feldmann für die generelle Einführung von Tempo 30 innerorts ausgesprochen und pro und kontra Argumente zu Tempo 30 zusammengetragen, Fakten recherchiert und den Vorschlag, ein generelles Tempo 30 in einer Gemeinde als Modellversuch, zur weiteren Datenerhebung zu starten.

Mit Ihrer Forderung und dem Vorschlag einer Modellgemeinde hat sich die BUND Regionalgruppe Bliesgau bereits an den Saarpfalzkreis, den Biosphärenzweckverband und die Gemeinde Kirkel gewandt und wird ihn im Verkehrsministerium einbringen.

Was spricht für Tempo 30? Eine Kurzfassung
1. Gefahrenverminderung für alle Verkehrsteilnehmer (Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger) 2018 kamen in Deutschland mehr als 1000 Menschen bei Unfällen aufgrund überhöhter Geschwindigkeit ums Leben. Viele davon innerorts. Die Zahl der Verletzten liegt erfahrungsgemäß um das zehn- bis hundertfache höher.

Unfallzahlen und Unfallschwere nehmen mit steigender Geschwindigkeit zu

2. Lärmschutz
Lärm ist unerwünschter Schall, störendes Geräusch. Der Straßenverkehr ist die wichtigste Ursache von Lärm. Dabei kann es sich um eine Dauerbeschallung (Autobahn) handeln, um Schallspitzen (einzelne Autos oder Motorräder) oder die Kombination von beidem. Die Temporeduzierung von 50 auf 30 führt zu einer Minderung des Schallpegels um 2-4 dB(A). Dieser Wert liegt deutlich im wahrnehmbaren Bereich

3. Verbesserung der ökologischen Situation
Tempo 30 führt gegenüber Tempo 50 zu einer Minderung der Schadstoffbelastung mit Stickoxiden, CO2 und Feinstaub. Dieses wird erreicht, durch die Verstetigung des Verkehrsflusses, den geringeren Kraftstoffverbrauch bei geringerer Geschwindigkeit und Vermeiden von Abbremsen und Wiederanfahren.

4. Verbesserung des Verkehrsflusses
Tempo 30 auf innerörtlichen Hauptstraßen führt zu einer Verbesserung des Verkehrsflusses. Die Qualität des Verkehrsflusses hängt nicht, oder nur in geringem Umfange von der erlaubten Höchstgeschwindigkeit ab. Großen Einfluss haben dagegen die Einmündung oder der Abgang von Nebenstraßen, das Parkverhalten, Überquerungshilfen (Zebrastreifen), Ampeln und die Anzahl von Bushaltestellen. Insbesondere beim Abbiegen und Einparken brauchen nachfolgende Fahrzeuge bei Tempo 30 ihre Geschwindigkeit nicht zu reduzieren. Der Verkehrsfluss wird nicht gestört.

5. Verbesserung des körperlichen und psychischen Wohlbefindens der Anwohner/Einwohner
Die Dörfer/Gemeinden im Bliesgau sind auch in ihren Zentren Wohnorte und Lebensorte. Riesige LKWs fahren mit Tempo 50, oftmals schneller, mitten durch die Dörfer, wenige Meter an Fußgängern und Radfahrern vorbei, also den schwächsten Verkehrsteilnehmern. Während im Bahnhof an jedem Bahnsteig vor ein- oder vorbeifahrenden Zügen gewarnt wird, gibt es so etwas am Straßenrand nicht.

6. Schutz von Wohngebieten
In Wohngebieten ist die Ausweisung von Tempo-30-Zonen durch die Gemeinde auf Antrag zulässig. Diese Regelung ist unstrittig, allgemein anerkannt. Die BUND Regionalgruppe weist darauf hin: Auch Hauptstraßen und Durchgangsstraßen können Wohngebiete sein!

Für weitere Informationen und Kontaktaufnahme zur BUND Regionalgruppe Bliesgau wenden Sie sich an:

Heike Sabine Sicurella
Ehrenamtskoordination
BUND - Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland,
Landesverband Saarland e.V.
Haus der Umwelt
Tel. 0681/813700 oder 0163 98 78 544
EMail:heike.sicurella(at)bund-saar.de

                                                             Positionspapier zur Einführung von "Tempo 30" innerorts

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