BUND Landesverband Saarland

Foto: Caroline Jung

BUND-Studie: Sieben von 14 Regionalflughäfen überflüssig

Rote Karte für Regionalflughafen Saarbrücken

Trotz Millionen-Subventionen schreiben Regionalflughäfen in Deutschland rote Zahlen. Schon vor Corona waren die Passagierzahlen rückläufig. Dennoch gab es allein 2018 mehr als 40 Millionen Euro aus öffentlichen Kassen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) kritisieren diese Verschwendung von Steuergeldern. Klimapolitisch betrachtet ist der Weiterbetrieb ebenso unverantwortlich.

Michael Grittmann, stellv. Vorsitzender beim BUND Landesverband Saarland: „Fliegen ist die klimaschädlichste Fortbewegung und die Politik scheut sich einzugreifen, um Flugverkehr auf Klimakurs zu bringen. Besonders sticht hier der Regionalflughafen Saarbrücken hervor,  dessen Nutzen in keinem Verhältnis zu Klimaschäden und Subventionen steht".

Eine vom FÖS in Zusammenarbeit mit dem BUND veröffentlichte Studie stellt den 14 deutschen Regionalflughäfen mit ihren 200.000 bis drei Millionen Fluggästen pro Jahr ein ernüchterndes Zeugnis aus. Kein Airport schaffte in allen drei bewerteten Kategorien eine positive Bewertung. Bewertet wurden Wirtschaftlichkeit, Verkehrsentwicklung und der Beitrag der Flughäfen zur Konnektivität – der Anbindung der jeweiligen Region an den internationalen Flugverkehr. Zudem wurde die jährliche Klimalast der Flughäfen ermittelt, die bei 4,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten liegt. Der Flughafen Saarbrücken verursachte eine Klimalast von 41 666 Tonnen CO2 im Jahr 2019.

Das Ergebnis der Studie: Unter den Regionalflughäfen bekamen lediglich die Flughäfen Memmingen und Bremen in zwei der drei Kategorien eine positive Bewertung. Dortmund, Münster/Osnabrück, Dresden, Karlsruhe/Baden-Baden und Friedrichshafen konnten nur in einem Punkt überzeugen. Die übrigen sieben Flughäfen versagten in allen drei Kriterien und damit auf ganzer Linie.

Die Wirtschaftlichkeit der Flughäfen wurde auf der Grundlage der Geschäftsberichte aus den Jahren 2014 bis 2018 bewertet. Trotz insgesamt 206 Millionen Euro Subventionen in diesem Zeitraum gab es bis 2019 nur an drei von 14 bewerteten Flughäfen einen klaren Fluggastzuwachs: in Memmingen, Dortmund und Karlsruhe/Baden-Baden. Der Regionalflughafen Saarbrücken verzeichnete von 2014 bis 2019 einen Rückgang der Fluggastzahlen von 7,56 %.
 

Die Studienautoren konnten zudem mit Ausnahme von Bremen, Dresden und Friedrichshafen keinen relevanten Beitrag der Regionalflughäfen zur Konnektivität erkennen.  So ist der Flughafen Saarbrücken nur 122 km vom Flughafen Frankfurt entfernt und kann mit der Bahn in 128 Minuten erreicht werden.

Statt weiter Subventionen für unsinnige und teure Zubringerflüge von Regionalflughäfen zu zahlen, sollten diese als Zubringerstandorte in das Express-Rail-System integriert und die Bahnverbindungen optimiert werden. Ultrakurzstreckenflüge sind auf die Bahn zu verlagern.

Weniger als 25 Prozent der Regionalflughäfen sorgen für eine bessere Verbindung der Region mit dem internationalen Flugverkehr. Die Regionalflughäfen haben damit entgegen den Behauptungen des Bundesverkehrsministers keine Relevanz für die Anbindung und die Wirtschaftskraft einer Region. Die von den Airports verursachte Klimalast von über 4  Millionen Tonnen CO2 ließe sich aber nur rechtfertigen, wenn diese Flughäfen einen verkehrspolitischen Zweck für ihre Region jenseits von Freizeitvergnügen erfüllten.

Matthias Runkel, wissenschaftlicher Referent für Verkehr beim FÖS, zur Wirtschaftlichkeit: „Die Analyse der Geschäftsberichte unterstreicht, dass Regionalflughäfen kaum wirtschaftlich zu betreiben sind und den Steuerzahler viel kosten. Nach Abzug der Subventionen weisen zwölf der 14 Flughäfen anhaltend negative Jahresergebnisse auf. Gründe dafür sind oft rückläufige Passagierzahlen, Überkapazitäten, Ineffizienzen im Flughafensystem und regionaler Wettbewerb.“

Aus Sicht von FÖS und BUND muss die EU daher am Beihilfeverbot für den laufenden Betrieb ab 2024 festhalten und bis dahin den Subventionsabbau konsequent vorantreiben. Wettbewerbs- und umweltschädliche Subventionen wie Betriebs- und Investitionszuschüsse oder Verlustübernahmen, aber auch indirekte Subventionen wie Garantien oder Grundsteuerbefreiungen für unwirtschaftliche Regionalflughäfen, müssen abgebaut werden. Der Regionalflughafen Saarbrücken erhielt  2017 5,831 Millionen Euro staatliche Subventionen und 2018 4,235 Millionen Euro.

FÖS und BUND sind sich daher einig: Statt Urlaubsflüge mit Billigflugairlines zu unterstützen, muss gerade in der Coronakrise ein übergreifendes Zug-Flug-System vorangetrieben werden, um die Großflughäfen noch besser anzubinden. Die Bundesregierung muss zudem während ihrer EU-Präsidentschaft eine grundlegende Reform des bisher unwirksamen EU-Emissionshandels im Luftverkehr auf den Weg bringen und ihre klimapolitische Verantwortung wahrnehmen.

 

Hintergrund: Ergebnisse der Studie
Bewertungskriterien:
Wirtschaftlichkeit (Abhängigkeit von staatlichen Beihilfen – Subventionen)
Konnektivität (Beitrag der Regionalflughäfen zur Anbindung)
Verkehrsentwicklung (Entwicklung des Fluggastaufkommens)

Untersuchte Regionalflughäfen mit 200.000 bis zu drei Millionen Fluggästen:
Bremen, Dresden, Dortmund, Erfurt-Weimar, Frankfurt-Hahn, Friedrichshafen, Karlsruhe/Baden-Baden, Kassel-Calden, Memmingen, Münster/Osnabrück, Niederrhein-Weeze, Paderborn/Lippstadt, Rostock-Laage, Saarbrücken

Gelbe Karte (zwei positive Bewertungen): Bremen und Memmingen

Orangene Karte (eine positive Bewertung): Dresden, Dortmund, Friedrichshafen, Karlsruhe/Baden-Baden, Münster/Osnabrück

Rote Karte (nur negative Bewertungen – sofort zu schließen): Erfurt-Weimar, Frankfurt-Hahn, Kassel-Calden, Niederrhein-Weeze, Paderborn/Lippstadt, Rostock-Laage, Saarbrücken

Weitere Informationen:
Die Studie von FÖS und BUND zu Regionalflughäfen finden Sie unter: www.bund.net/flughafen-studie

Quelle Äußerung Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer: BT-Drucksache 19/15728 vom 6.12.2019

Kontakte:
BUND:
Dr. Werner Reh, Sprecher BUND-AK Verkehr, Tel. 0176-45719292, rehwerner2(at)gmail.com

FÖS: Matthias Runkel, Tel. 030-76 23 991-56, Matthias.Runkel(at)foes.de

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