BUND Landesverband Saarland

Foto: BUND Saar

BUND: Klimakrise beschleunigt menschengemachte Wasserkrise
Gewässerschutz auf die politische Agenda setzen

Saarbrücken. Am 20. Juni ist kalendarischer Sommeranfang und vielerorts sind schon jetzt Trockenheit und niedrige Wasserstände in den Flüssen an der Tagesordnung, die Gewässer in Deutschland sind nicht gegen die Auswirkungen des Klimawandels gerüstet. Das gilt auch zum Beispiel für die Remel und den Ihner Bach, die bereits Ende April zum Leidwesen der lokalen Bevölkerung sehr wenig Wasser führten. Angesichts der verheerenden Zustände vieler Gewässer deutschlandweit fordert der BUND ein radikales Umdenken in der Gewässerpolitik.

Hierzu erklärt Christoph Hassel, Landesvorsitzender des BUND im Saarland: „Die Klimakrise schreitet fort und unseren Gewässern, Flüssen und Bächen geht es immer schlechter. Deshalb muss der Gewässerschutz auf der politischen Agenda weit nach oben gesetzt werden.“

Nur knapp acht Prozent der Flüsse und Bäche in Deutschland erreichen den von der europäischen Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten ökologischen Zustand. Knapp 40 Prozent der oberirdischen Gewässer sind europaweit durch vielfältige Stressoren wie Klimawandel, Nährstoffeinträge durch die Landwirtschaft oder Begradigungen belastet. Der Schutz der Gewässer wird somit immer mehr eine Querschnittsaufgabe, die sich nicht allein auf die Wasserwirtschaft stützen kann.

Die Temperaturentwicklung der vergangenen Jahre ist für die Natur dramatisch. Auch mit Blick auf den Welttag für die Bekämpfung der Wüstenbildung und Dürre am 17. Juni erklärt Hassel weiter: „Die Jahre 2014, 2018 und 2019 waren die drei wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung in Deutschland. Die daraus folgenden sinkenden Grundwasserstände sowie steigenden Wassertemperaturen haben fatale Folgen auf Mensch und Umwelt. Darauf, dass hierbei das Saarland eher noch mit einem „blauen Auge“ davongekommen ist, sollte man sich für die Zukunft nicht verlassen. Solange nicht gerade Fischsterben in den Medien Furore machen, spielt sich das Siechtum der Wassertiere eher unbeachtet im Verborgenen ab, wie aus den Kreisen der Limnologen im BUND Saar vermeldet wurde. Hervorzuheben ist hierbei der saarländische Wald, der als wichtiger Wasserspeicher durch die vorrausschauende Waldbaupolitik im Staatswald vergleichsweise gut da steht.“

In Zeiten von Klimakrise und Artensterben braucht es Flüsse und Bäche, die Hitze und Trockenheit gut verkraften und Landschaften, die Wasser zwischenspeichern können. Dies gelingt aus Sicht des BUND nur, wenn der Gewässerschutz in allen Politikbereichen mitgedacht wird.

„Es ist längst überfällig, den Verpflichtungen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie und den Pariser Klimazielen nachzukommen“, erklärt Christoph Hassel: „Dazu gehört das 1,5 Grad-Ziel wie auch ein verbessertes Wassermanagement. Tiefste Wasserstände in den Bächen und dann Sturzfluten bei größeren Niederschlägen aus den Kommunen gepaart mit Abwasser aus den Mischkanalisationen, das sind alles Faktoren, die die europäischen Forderungen der Wasserrahmenrichtline nicht gerade beflügeln.

Ergänzt man dies noch damit, dass das Saarland einen Wasserexodus durch das Grubenwasser hat, und alle Saarländer den Luxus genießen, ihr Trinkwasser fast ausschließlich aus Grund- und Quellwasser zu beziehen, so ergibt sich zwangsläufig die Forderung „ Das Wasser muss in der Fläche bleiben!“, um in trockenen und heißen Zeiten dort zur Verfügung zu stehen, wo es gebraucht wird. Hierzu gehört neben der Landwirtschaft eindeutig auch die dezentrale Wasserversickerung in den Kommunen, möglichst direkt am Ort des Entstehens. Wir stecken mitten in der Klimakrise und müssen jetzt handeln.“

Um die europäische Wasserrahmenrichtlinie und die Gewässerkrise nachhaltig zu lösen, lauten die bundesweiten Forderungen des BUND:

  • Die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen und den CO2-Ausstoß verbindlich zu reduzieren.
  • Den Flüssen mehr Raum geben statt sie einzudeichen, denn nur so können Aue und Fluss wieder verknüpft und die Biodiversität gestärkt werden. Auen müssen renaturiert werden.
  • Wasser in der Landschaft halten statt es direkt abzuleiten, sodass sich die Grundwasserspeicher wieder auffüllen können.
  • Flächenversiegelung stoppen, denn besonders in Städten wird das Wasser schnellstmöglich abgeführt und kann nicht versickern.
  • Abbau von Querbauwerken mit Verzicht auf ökonomisch unsinnige Kleinstwasserkraftwerke, denn das Aufstauen der Flüsse erhitzt das Wasser, verschlechtert die Wasserqualität und versperrt Fischen den Weg, sodass diese ihre Laichgebiete nicht mehr erreichen können.
  • Zum Schutz des Grund-und Trinkwassers müssen Vorsorge- und Verursacherprinzip umgesetzt werden, denn nur wenn vorausschauend gehandelt wird, kann die Gewässerqualität verbessert werden. Die Gewässer müssen vor Einträgen von Nähr- und Schadstoffen geschützt werden.
  • Wassernutzungskonflikte müssen gerecht und nachhaltig gelöst werden.
  • Statt Flüsse für immer größer werdende Schiffe weiter auszubauen und zu vertiefen, müssen die Schiffe an die Flüsse angepasst werden. Es muss überprüft werden, auf welchen Flüssen die Schifffahrt unter sich ändernden klimatischen Verhältnissen überhaupt noch sinnvoll ist.
  • Auch in der Landwirtschaft ist ein nachhaltiges Wassermanagement notwendig, das beispielsweise eine bodenschonende Bearbeitung, den Rückbau von Drainagen und den Anbau standortangepasster Kulturen beinhaltet. Die EU-Agrarpolitik muss an die klimawandel-bedingten Herausforderungen angepasst werden.

Mehr Informationen:
Das BUND-Gewässerpapier „Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt“ finden Sie in einer Kurzfassung unter: www.bund.net/gewaesserpapier_kurz

bzw. in der Langfassung unter:
www.bund.net/gewaesserpapier

Kontakt:  
Christoph Hassel, Landesvorsitzender BUND Saar (mobil: 0177/4113218)
Steffen Potel, Gewässerexperte beim BUND Saar (Tel.: 0681/813700)

 

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