BUND Landesverband Saarland

Foto: P. Seebruch /BUND Saar

BAUTÄTIGKEIT IN SAARBRÜCKEN IN ZEITEN DES KLIMANOTSTANDS

Mehr als 40 % aller Treibhausgasemissionen in Deutschland gehen laut Bundesbehörde für Bauen und Raumordnung, Berlin gemäß einer jüngsten Studie aus dem Sektor BAUEN & WOHNEN hervor.

Seit 19.6.2019 hat der Stadtrat der Landeshauptstadt Saarbrücken den Klimanotstand ausgerufen. 2022 wies der Sommer in Saarbrücken mehr als 35 aufeinander folgende Tage mit mehr als 30 °C Außentemperatur auf, eine nie zuvor gemessene Hitze, die zur Last für viele Mitbürger*innen wurde, vor allem unter den vulnerablen Bevölkerungsgruppen.

Davon völlig unbeeindruckt, verfolgt und fördert die Landeshauptstadt Saarbrücken weiterhin eine sehr hohe Anzahl an Bauvorhaben, die mit vermeidbaren, hohen CO2-Emissionen alleine schon aus der Wahl der Baustoffe und -verfahren resultiert.

Neben den über 60 ha Wald- und Grünflächenrodungen für die mehr als 20 aktuellen und geplanten Bauvorhaben in Saarbrücken entstehen so irreversible Klimaschädigungen, die langfristig Folgen zeitigen werden: weiter zunehmende Überhitzung der Stadtteile, weitere Hitzerekorde im Sommer und wegen der starken Flächenversiegelung erhebliche Zukunftsrisiken bei Starkregen-Vorkommnissen.

Technisch machbare, bezahlbare und dem Stand der Technik entsprechende Alternativen sind längst verfügbar und anerkannt:

Holzbau, Hybridbauweise und Einsatz von Lehmziegeln anstelle von Beton, Ziegeln und KS-Steinen als Baumaterial helfen, die Umwelt schon von Beginn an zu entlasten.

1 Tonne Beton emittiert schon während der Herstellung 680 kg CO2 (Quelle: Verband Deutscher Zementindustrie). Zählt man die Transportwege für den Beton hinzu sowie die während der Verarbeitung auf der Baustelle anfallenden Emissionen, werden leicht 800 kg CO2 je Tonne verarbeiteten Betons erreicht.

Erste Schritte hin zu klimafreundlichem Bauen beschreitet die Landeshauptstadt Saar-brücken bereits mit ihrer neuen Begrünungssatzung: Diese sieht ein 100.000 € umfassendes Förderprogramm für die Entsiegelung von Flächen und dem Rückbau von Schottergärten vor. Dazu sind Dach- und Fassadenbegrünungen für alle Neubauten Pflicht.

Der BUND ermutigt dazu, diesen Weg weiter zu beschreiten und zwar mit konsequenter Ausrichtung auf klimaneutrales Bauen:

Wir fordern die Verantwortlichen in der Verwaltung der LHS Saarbrücken, das Baudezernat, alle zuständigen Amtsträger, Ausschüsse und Gremien und auch alle Stadtrats-Mitglieder auf, jetzt und sofort umzusteuern und einer klimaschädlichen Baupolitik ein Ende zu machen.

Der BUND Saar fordert erneut, Bauen in Saarbrücken sowohl für öffentliche, gewerbliche und private Baufrauen/-herren generell neu zu regeln und klimagerecht zu gestalten.

Der neue BUND Leitfaden „BAUEN UND WOHNEN IN ZEITEN DES KLIMANOTSTANDS“ zeigt gangbare und bezahlbare Wege auf, wie künftig klimaneutral gebaut und gewohnt werden kann. Darin sind Technologien, Materialien und Verfahren aufgeführt, damit klimagerechtes Bauen und Wohnen Realität wird:

  • Photovoltaik-Pflicht mit Speichern/Akkus für alle neuen Gebäude.
  • CO2-emissionsfreie Heizungsanlagen und -systeme für alle Neubauten.
  • Verzicht auf fossile Energien für Betrieb und Unterhalt aller Gebäude.
  • Keine Flächenversiegelungen mehr, für jeden m² versiegelte Fläche sind 2 m² zu entsiegeln.
  • „letzte Meile grün“ = in Siedlungen kein Autoverkehr, sondern siedlungsnahe zentrale Park- und Abstellmöglichkeiten für den motorisierten Individualverkehr, Ausbau Radverkehrswegenetz mit sicheren Radwegen, Ausbau der ÖPNV-Anbindung, der Kapazitäten für Schulen, KiTas und Kindergärten.
  • Ausweitung der Nahversorgung und Sicherstellung der fußläufigen Erreichbarkeit bei Erweiterung bestehender oder Schaffung neuer Wohnquartieren. Vorschrift der Verwendung CO2- emissionsfreier Baustoffe
  • Beachtung der DGNB-Richtlinien (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) und der Richtlinien für Nachhaltiges Bauen des Rates für Nachhaltigkeit für Kommunen.
  • Frühzeitige Beteiligung der Bürger*innen an geplanten, neuen Bauvorhaben und konsequente, prioritäre Erschließung der Leerstands-Immobilien für dringend benötigten Wohnraum.

 

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